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Reynaldo Rostro 

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Als philippinischer Koch auf deutschen Schiffen

Books of Seafaring Stories  in German  

Stories of International Merchant Mariners

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Ein Beitrag aus

Band 1 - Band 1 - Band 1 - Band

der gelben  maritimen Buchreihe "Seemannsschicksale"

Reynaldo Rostro, ein kleiner zarter Mann mit lebendigen freundlichen Augen, stammt von den Philippinen und fährt seit zwanzig Jahren zur See.

Er wurde am 3. März 1946 in Bayanan in der Provinz Rizal (Metro-Manila) als ältester Sohn eines Regierungsbeamten geboren.  Reynaldo hat noch acht Geschwister: vier Brüder und vier Schwestern.  „Solche Kinderzahlen sind bei uns auf den Philippinen normal.“  Vom siebten Lebensjahr an besuchte er vierzehn Jahre lang die Schule, sechs Jahre lang die Grundschule und dann je vier Jahre die Highschool und das College, wo ihm Grundkenntnisse der Flugzeugmechanik beigebracht wurden.  Es war ihm aber nicht möglich, in diesem Berufszweig eine Stellung zu finden.  So arbeitete er zwei Jahre lang in verschiedenen Jobs, was sich gerade anbot. 

Im Jahre 1972 kaufte er sich von seinem ersparten Geld ein Flugticket nach Japan und reiste dort mit einem Touristenvisum ein.  Er wollte versuchen, Arbeit auf einem Schiff zu finden.  Das gelang ihm dann auch.  Neun Monate fuhr er auf dem Bulk Carrier „VICTORY SANKO“ der Sanko-Reederei Mineralien von Australien nach Japan.  Die 25-Mann-Besatzung bestand außer ihm nur aus Japanern.  Er arbeitete an Deck und als Steward.  Nachdem er in Kobe abgemustert hatte, wohnte er im Stella-Maris-Seemannsheim.  Dort wurde ihm eines Tages ein Job auf einem deutschen Schiff angeboten:  1973 stieg er in Kobe auf dem Kühlschiff „Guavacore“ der Reederei Frigomaris ein.  Die etwa 40köpfige Besatzung bestand überwiegend aus Deutschen, einigen Südamerikanern und ihm als einzigem Philippino.  Hier erlernte er auch seine ersten deutschen Ausdrücke.  Heute spricht er ein passables Deutsch.  Englisch und Spanisch hatte er schon in der Schule als Pflichtfächer belegt.  Man hatte in der großen Besatzung damals noch einen Zimmermann an Bord, einen Storekeeper und Decksjungen, Berufe, die heute vergeblich auf einem Schiff zu suchen sind.  Der Frachter fuhr mit einer Ladung Autos nach Chile, brachte dann von Santiago und Valparaiso Hammelfleisch nach New York und holte anschließend Bananen aus Ecuador für Hamburg.  So kam er das erstemal nach Europa und erhielt in Hamburg am 4. Juni 1973 sein erstes und bisher einziges deutsches Seefahrtbuch.  Bei Frigomaris fuhr er noch sieben Monate auf MS „MORILLO“ und sechs Monate auf MS „ALASCACORE“ als 2. Steward.  Als er dort am 24. Oktober 1974 in Le Havre abmusterte, reiste er nach Hamburg und wohnte das erste Mal im Seemannsheim am Krayenkamp.

Vom März 1975 bis Oktober 1976 war er dann 19 Monate auf MV „S. A. TUGELALAND“ bei der Globus-Reederei als Messesteward tätig. Der Stückgutfrachter fuhr in Linie zwischen Hamburg - Rotterdam - Le Havre - Bilbao und von dort direkt nach Kapstadt, Port Elizabeth und Durban in Südafrika sowie nach Mocambique und zurück auf gleichem Wege.  Von Juni 1977 bis September 1978 arbeitete er noch einmal 15 Monate auf dem selben Schiff. 

Zwischendurch weilte Reynaldo das erste Mal zu einem sechsmonatigem Urlaub zu Hause in Manila.  Noch vor seiner Seefahrtzeit hatte er 1969 geheiratet.  Die Ehe blieb aber vor seiner Seefahrtszeit zunächst kinderlos.  Inzwischen hat er drei Töchter.  Die älteste ist 21 Jahre alt und von Beruf Krankenschwester.  Die 14- und 10jährigen Töchter gehen noch zur Schule.  Er schreibt und telefoniert viel nach Hause.  Was die Frau zu der langen Trennung sage? „Meine Frau hat viel Geduld.“  Er lässt regelmäßig einen Ziehschein nach Hause schicken.  Wenn er vom übrigen Verdienst etwa 8.000,- DM zusammengespart hat, fliegt er im Urlaub für einige Monate heim.  Für den Flug muss er jeweils etwa 2.000,- DM aufwenden.

Im Juli 1979 erhielt Reynaldo bei der Reederei Claus Peter Offen auf MS „Holstentrader“ für 6½ Monate eine Stellung als Messesteward.  Er war in der gut zwanzigköpfigen Besatzung der einzige Nichtdeutsche an Bord. Das Schiff verkehrte mit Stückgut nach Nordamerika Ostküste: New York, Philadelphia, Baltimore, Miami.  Ab April 1984 fuhr Reynaldo bei der Reederei Bauer & Hauschildt 18½ Monate auf der „COLABA PIONEER“.  Von Rotterdam ging es mit Stückgut über Marokko, Italien, durch den Suezkanal über Bombay, Singapur, Hongkong, Taiwan nach Melbourne und Sydney in Australien und zurück.  Er war als Alleinsteward gemustert und sollte auch dem österreichischen Koch als Kochsmaat zur Hand gehen.  „Der hieß Werner.  Er hatte Familienprobleme und suchte Trost beim Alkohol.  Oft konnte er vor Trunkenheit nicht mehr arbeiten, hing auf einem Stuhl und gab mir Anweisungen: „Schneide jetzt Zwiebeln! Mach nun dies und dann das!“  So habe ich in kurzer Zeit manches von ihm gelernt.  Eines Nachts, wir fuhren gerade vor Papua-Neuguinena, sprang er außenbords.  Der Kapitän hatte es von der Brücke aus beobachtet.  Er ließ sofort stoppen und rief noch ein sowjetisches und ein chinesisches Schiff zur Hilfe.  Bei schlechtem Wetter wurde 24 Stunden lang erfolglos gesucht.  Bis Singapur mußte ich dann selber kochen.  Die Besatzung war mit dem Ergebnis meiner Bemühungen voll zufrieden und man meinte, es würde sogar besser schmecken, als bei Werner.“

Ende 1986 fuhr er 1½ Monate bei Gerhard Litmeyer, Duisburg, auf der „MARLEN L.“ in der kleinen Fahrt zwischen Schweden, Finnland und Rotterdam.  Bei Reederei Eckert war er 3½ Monate auf der „Obotrita“ als Kochsmaat und bei der Küstenschifffahrt Bauer KG noch mal 3½ Monate auf dem zwischen Holland, Algerien und Marokko verkehrenden Ro-Ro-Schiff „Condock II“ als Koch tätig.  Als dieses Schiff im Mai 1988 verkauft wurde, war er neun Monate arbeitslos.

Seit Juli 1989 fährt Reynaldo als Decksmann-Koch auf MS „OTTO BECKER“, einem 1989 auf der Sietas-Werft neu erbauten 997-BRT / 2.749-BRZ - Containerschiff eines „Appelbauern“, des Eigners Rolf Becker aus Jork-Borstel, der das Schiff selber als Kapitän führt.  Das Schiff fährt in Linie zwischen Rotterdam, Belford bei Newport am Bristol-Kanal in England, Teesford bei Waterford in Irland und einem kleinen Hafen bei Le Havre.  Reynaldo kocht für die sieben Mann Besatzung: drei Deutsche und außer ihm drei philippinische Decksleute.  Das Kochen geht ihm bereits gut von der Hand. Zu seinem Repertoire gehören inzwischen alle gängigen deutschen Gerichte, z. B. Klöße, Nudeln, Apfelpfannkuchen, Schnitzel, Gulasch, Hähnchenbraten, Sülze, Salate.  Er backt Brot, Brötchen und Kuchen selber.  Sonntags und donnerstags, am „Seemannssonntag“, gibt es immer etwas Besseres.  Freitags ist Fisch obligatorisch und samstags Eintopf. 

Zur Zeit macht er sich keine Sorgen über seine berufliche Zukunft.


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